Was Du über Dein Gehirn unbedingt wissen solltest bevor Du es benutzt

System 1 und System 2? Bewusstsein und Unterbewusstsein? Denken oder Bauchgefühl? Jeder von uns besitzt es und jeder von uns benutzt es: Das Gehirn. Doch den wenigsten ist klar, wie es eigentlich funktioniert. Und noch schlimmer – den wenigsten ist klar, dass die korrekte Nutzung einen erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheit, unsere Erfolge und unser gesamtes Wohlergehen im Leben hat. Hier gibt es jetzt eine kurze Gebrauchsanleitung für Dein wichtigstes Instrument: Dein Gehirn.

Ich habe mir einen Staubsauger gekauft.

Was ich damit machen möchte? Ganz einfach: Staubsaugen.

Doch als ich den Karton öffnete schoss mir zu allererst ein neon-oranger Warnhinweis in die Augen:

LESEN SIE VOR DEM ERSTEN GEBRAUCH UNBEDINGT DIE BETRIEBSANLEITUNG

Oha! Das klingt so, als könnte ich bei falschem Gebrauch meinen ganzen Wohnblock eliminieren.

Doch im Endeffekt steckt man den Stecker in die Steckdose, drückt den Einschalter und saugt los.

Diese kleine Alltagserfahrung erinnerte mich an eine Frage die ich mir schon einige Male stellte:

„Warum gibt es eigentlich für unser Gehirn keine Betriebsanleitung, die wir vor erstmaligem Gebrauch unbedingt lesen sollten?“

Ich finde so etwas sollte es bereits in der Schule geben. Sobald wir als Kinder gewisse Sachverhalte erfassen können, sollten wir erfahren was es mit dem eigenen Gehirn auf sich hat. Denn wer mit seinem Gehirn nicht umzugehen weiß, der kann wirklich Schaden anrichten. Bei sich selbst und bei anderen.

Für mich war es daher längst überfällig, zu überlegen, was auf den ersten Seiten der Betriebsanleitung für unser Gehirn stehen sollte. Ich habe nun endlich das aller Wichtigste zusammengefasst, was wir wissen sollten, wenn wir unser Gehirn zum ersten Mal benutzen:

Das solltest Du über Dein Gehirn wissen

Als Wirtschaftspsychologe und Coach mit einer Ausbildung, die auf den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung basiert, durfte ich in den letzten Jahren wichtiges Wissen über unser Gehirn sammeln, das ich nun mit Dir teilen möchte.

Wie immer werde ich dabei auf unnötige Fachwörter verzichten, die nur für Verwirrung sorgen würden. Peacelife soll ja unser Leben leichter machen, nicht komplizierter. Bevor wir beginnen, noch eine Anmerkung aus philosophischer Ecke:

Einige Philosophen sagen mit einem zwinkernden Auge:

„Es sei etwas blöd, wenn wir als Menschen versuchen, uns selber unser Gehirn zu erklären – mit unserem Gehirn selbst“

Doch das lassen wir jetzt einfach mal so im Raum stehen.

Denn dank des technologischen Fortschritts der letzten 10 Jahre, konnten Wissenschaftler mittels bildgebender Verfahren tiefe Einblicke in unser Gehirn erhalten. Es war quasi erstmals möglich, unserem Gehirn „live“ bei der Arbeit zuzuschauen. Dadurch wissen wir nun mehr über unser Gehirn als in den 100 Jahren zuvor. Und genau diese Forschungsergebnisse kommen uns nun zugute.

Der Nobelpreisträger Daniel Kahneman teilte das Gehirn in zwei Systeme ein. Ein System befindet sich in der rechten Gehirnhälfte und wird als das emotionale, unbewusste System beschrieben. Das andere System befindet sich in der linken Gehirnhälfte und wird als das logische, bewusste System beschrieben. Etwas genauer:

„Lerne Dein Gehirn zu benutzen. Sonst benutzt es Dich."

HierKlickenKachel

System 1 - Die rechte Gehirnhälfte

Die rechte Gehirnhälfte kann komplexe Informationen unbewusst verarbeiten. Durch diese Arbeitsweise ermöglicht dieses System unser kreatives Denken und Handeln.

Die Informationsverarbeitung dieser Gehirnhälfte basiert auf unseren visuellen Eindrücken und unserem Erfahrungswissen.

Mit einer unfassbar großen Rechenleistung von ca. 11 Millionen Bits pro Sekunde, steuert die rechte Gehirnhälfte unser gesamtes Nervensystem, inklusive Herzschlag und Atmung. Und das völlig automatisiert.

Wenn Du z.B. einen abgebissenen Apfel in den Mülleimer schmeißen willst, dann berechnet dieses System automatisch die Flugbahn, Wurfkraft und Entfernung zum Mülleimer. Müsstest Du darüber nachdenken, würdest Du scheitern.

„Kein Computer der Welt könnte diese automatisierten Abläufe berechnen“

Zudem liegen in der rechten Gehirnhälfte die Intuition und unsere Emotionen versteckt. Menschen, die eher auf ihr Bauchgefühl hören, sind also mehr in diesem System unterwegs.

System 2 - Die linke Gehirnhälfte

Die linke Gehirnhälfte kann gut analysieren und planen. Zudem ist sie für das detaillierte Wahrnehmen zuständig. Doch dies tut sie mit einer sehr langsamen Rechenleistung von ca. 40 Bits pro Sekunde.

„Gegenüber den 11 Millionen Bits der rechten Gehirnhälfte, wirkt das nahezu lächerlich“

Dennoch ist dieses System von großer Bedeutung. Dieses System ermöglicht uns das logische Denken. Unser intuitives System wäre nicht in der Lage, einen Plan zu erstellen, der uns zu einem gewünschten Ziel führt. System 2 kann dies schon.

Zudem kann uns das System vor falschen Handlungen oder Entscheidungen schützen. Doch dies funktioniert nur, wenn man sich vornimmt, bewusst nachzudenken. Ein Beispiel:

Ein Tischtennisschläger und ein Tischtennisball kosten zusammen 1,10 EUR. Der Tischtennisschläger kostet 1,00 EUR mehr als der Tischtennisball. Wie viel kostet der Schläger? Die schnelle Antwort lautet 1,00 EUR. Aber das ist falsch. Das System 1 hat uns getäuscht. Wenn wir nun bewusst mit dem System 2 nachdenken, dann erkennen wir die richtige Lösung. Der Schläger kostet 1,05 EUR. Also genau 1,00 EUR mehr, als der 0,05 Cent teure Ball.

Hier nochmal die Unterschiede der beiden Systeme im Überblick:

Artikel Gehirn wissen Tabelle

Beide Systeme unseres Gehirns haben ihre Daseinsberechtigung.

Doch Fakt ist, dass jeder Mensch diese Systeme unterschiedlich nutzt. Die unterschiedliche Nutzung der Systeme hat sich auf Basis unserer genetischen Veranlagungen und unseren individuellen Lebensumständen entwickelt:

„Die unterschiedliche Nutzung stellt unsere Persönlichkeit dar“

Da keiner von uns perfekt ist – was ja auch eine schreckliche Vorstellung ist – hat jeder auf jeden Fall noch etwas Optimierungsbedarf in Bezug auf die Hirnnutzung.

Es gibt Situationen, da ist bewusstes Denken mit dem System 2 (Denken) mehr angebracht als intuitiv zu Handeln. Zum Beispiel bei schlechten Gewohnheiten. Wenn Du immer automatisch zu ungesundem Essen greifst, macht es Sinn, dass Du ins System 2 wechselst und Deine Essensauswahl überdenkst.

Auf der anderen Seite solltest Du auch lernen auf Dein System 1 (Fühlen) zu vertrauen. Zum Beispiel gehen viele Leute total unsicher durchs Leben, weil sie sich zu viele Gedanken über ihre Außenwirkung machen. Hier bietet es sich an, einfach mal den Kopf auszuschalten.

Das klingt zwar alles einfach, ist es aber nicht. Wieder ist die Fähigkeit der Achtsamkeit der Schlüssel dafür, um mehr mit dem Zusammenspiel der beiden Systeme vertraut zu werden.

Fürs erste langt es jedoch, sich einmal bewusst zu machen, bei welchem Anlass das jeweilige System die Hauptrolle einnimmt.

Ich hoffe Dir hat die kleine Gebrauchsanweisung für unser Gehirn gefallen und ein wenig die Augen geöffnet.

Sei Dir aber auch im Klaren darüber, dass dies nur ein winziger Einblick war. Unser Gehirn erschafft unsere Realität, steuert unseren Organismus und formt unsere Persönlichkeit.

Dies alles in einem kurzen Artikel abzuhandeln ist so realistisch wie eine Wohnblock-Eliminierung durch einen Staubsauger.

Lass Dir das mal durch den Kopf gehen.

Grüße aus dem Peacelife,

S-Ko


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